
Martin, du hast den SAVF von Grund auf mit entwickelt und seit dem offiziellen Start im Frühjahr 2024 mit betreut. Kannst du kurz beschreiben, welche finanziellen Hilfestellungen der Fonds bietet und an welche Zielgruppen er sich konkret richtet?
Aber gerne doch. Der SAVF richtet sich gezielt an innovative und technologieintensive Start-ups. Wir begleiten sie in der Frühphase, indem wir Mezzaninkapital in Höhe von bis zu 100.000 EUR schnell, pragmatisch sowie kosten- und transaktionsschonend bereitstellen.
Das Besondere am SAVF ist, dass wir als MBG gemeinsam mit Business Angels investieren. Sie bringen neben Kapital die fachliche Expertise mit, wohingegen die MBG die Governance- und Transaktionserfahrung zur Finanzierungsrunde beisteuert.
Die SAB ist mit dem Business Angel Bonus zur Förderung Angel-induzierter Finanzierungsrunden hervorragend am Markt aktiv. Wir komplettieren diesen Ansatz um ein Finanzierungsangebot, das sich auch an Start-ups außerhalb der vom Just-Transition-Fonds („JTF“) geförderten Gebiete richtet. Dazu gehören z.B. der Großraum Dresden, der Erzgebirgskreis, der Landkreis Mittelsachsen und der Landkreis Meißen.
Welche Voraussetzungen muss ein Unternehmen erfüllen, um sich für den Fonds zu qualifizieren?
Wesentlich ist ein erfolgversprechendes, innovatives Konzept des Gründerteams. Dieses sollte planungsseitig eine Perspektive auf weitere Wachstumsschübe durch etablierte Marktakteure wie Venture Capital Gesellschaften erkennen lassen. Als „Starthilfekabel“ spiegelt die MBG dabei das Business Angel Investment über einen Schnellprozess. Kann ein Start-up beispielsweise 80.000 EUR über einen oder mehrere private Kapitalgeber einwerben, investiert die MBG die gleiche Summe und erhöht das Gesamtinvestment somit auf 160.000 EUR.
Der SAVF besteht mittlerweile seit über anderthalb Jahren. Wie fällt deine Zwischenbilanz heute aus?
Stand heute haben wir über den SAVF insgesamt 16 Unternehmen erfolgreich finanziert – zusammen mit 53 privaten Akteuren wie Business Angel, Family Offices oder VCs. Damit kommen auf jedes Start-up mehr als 3 Co-Investoren neben der MBG Sachsen, wodurch unternehmerisches Know-how transferiert und ein starkes Investorenfundament auch für Verhandlungen in Folgerunden aufgebaut wird.
Im Upside sind bereits die ersten zwei Folgefinanzierungsrunden bzw. Wandlungen des SAVF in Minderheitsbeteiligungen realisiert worden, eine dritte Anschlussfinanzierung steht unmittelbar vor Abschluss. In der Downside-Betrachtung liegt die Ausfallquote deutlich unterhalb unserer Erwartungen.
Mit Blick auf die Branchen durften wir bereits diverse Wachstumsmärkte wie die Medizintechnik oder die Mikrochipindustrie unterstützen, die unser Innovationsökosystem in Sachsen so vielfältig und erfolgreich machen.
Viele der Investments, die über den Fonds getätigt wurden, hast du selbst begleitet. Gibt es ein Erfolgsbeispiel, das du an dieser Stelle herausheben kannst?
Grundsätzlich ist jedes Start-up aus dem SAVF Portfolio, das heute noch am Markt ist und Arbeitsplätze im Freistaat Sachsen schafft, ein Erfolgsbeispiel für unternehmerischen Tatendrang in herausfordernden Zeiten. Mediale Aufmerksamkeit erregt hat sicherlich die aktuelle Pressemeldung rund um die Last Mile Semiconductor GmbH, die in Dresden und damit in einer Nicht-JTF-Region sitzt. Das Unternehmen hat kürzlich u.a. mit dem European Innovation Council Fund (EIC Fund) und dem TGFS Technologiegründerfonds Sachsen eine große Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Über den SAVF durften wir im letzten Jahr die ersten Schritte mitfinanzieren und konnten zusammen mit einem bayrischen Business Angel auch Frühphasenkapital aus anderen Bundesländern mobilisieren.
Welche Trends in der sächsischen Business Angels Szene hast du in den letzten Jahren beobachtet?
Die Assetklasse Venture Capital und das sächsische Gründungsökosystem mit hervorragenden Innovations- und Transferstandorten wird für private Kapitalgeber immer spannender. Es freut uns zu sehen, welche Multiplikatoreffekte u.a. der 2024 gegründete Business Angels Mitteldeutschland (BAM!) e.V. und die handelnden Personen mit einer wertebasierten Angel-Kultur in kurzer Zeit in und für die Region realisiert haben. Mit dem Kongress des European Business Angel Network (EBAN) in Leipzig wird Sachsen im Jahr 2027 Austragungsort des größten und einflussreichsten Angel-Events in Europa. Die Messestadt hat sich damit gegen die Mitbewerber Paris, Valencia und Den Haag durchgesetzt. Dies ist u.a. auch maßgeblich der sächsischen Innovationsplattform futureSAX zu verdanken ist, die jährlich bereits den sächsischen Business Angel Tag erfolgreich veranstaltet.
Konnte der SAVF auch schon private Kapitalgebende aus anderen Ländern incentivieren, in sächsische Unternehmen zu investieren?
Durch den SAVF hat der Investitionsstandort Sachsen bei überregionalen Kapitalgebenden – egal ob privater oder institutioneller Natur – an zusätzlicher Attraktivität gewonnen. Neben Angel-Investments aus u.a. München ist es uns gelungen, internationale Business Angels aus u.a. der Schweiz für AI-basierte Projekte zu gewinnen. Die Strahlkraft sächsischer Projekte endet nicht an innerdeutschen Grenzen, sondern zeigt die europaweite Begeisterung für Innovation und Entrepreneurship.
Lass uns zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft werfen. Wo sieht du den SAVF in fünf Jahren?
Im Jahr 2030 ist es uns mit dem SAVF hoffentlich gelungen, die Wahrnehmung von Sachsen als Keimzelle zukunftsträchtiger Technologien und Geschäftsmodelle weiter zu stärken – sowohl innerhalb Deutschlands als auch darüber hinaus. Im Idealfall wurden bis dahin mehr als 70 Start-ups über den SAVF finanziert, die dann bereits erfolgreich ihre Produktinnovationen in den Markt eingeführt, ihre Teams ausgebaut und weitere Folgeinvestments für Wertschöpfung im Freistaat eingeworben haben.
Darüber hinaus ist und bleibt es unser Ziel, über den TGFS oder hauseigene Programme der MBG und unsere Netzwerkakteure direkt Anschlussfinanzierungen zu sichern. Dabei wollen wir für Gründerinnen und Gründer als Partner auf Augenhöhe agieren, der von der Gründung über die Umsetzung von buy-and-built-Konzepten und bis zum späteren Exit unterstützt – analog eines „One-Stop-Shop für Finanzierungen“ mit Drehscheibe zu anderen wichtigen lokalen Akteuren wie der Bürgschaftsbank Sachsen, der SAB, sächsischen Beteiligungsgesellschaften, dem TGFS und dem WMS oder den hiesigen Kreditinstituten.
Mehr Informationen: https://mbg-sn.ermoeglicher.de/de/ueber-uns/service-downloads/beteiligungsprogramme/saxony-angel-venture-fund-savf/
Kontakt:
Martin Liebsch, Gruppenleiter Digital Tech Investments
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